SCHÜTTER’sZWEI oder Ekbers Sommernachtstraum

Noch 2 Tage bis zur Spielzeiteröffnung und Premiere von Anne!!
Weil ich von Natur aus neugierig bin und in letzter Zeit öfter um die Baustelle am Friedrich-Schütter-Platz streiche, wollte ich mal kucken, ob keiner kuckt und – war die letzten Tage wieder dort. Ich weiß, es sind Endproben von Anne Frank, ins Theater hineinlatschen ist nicht. Neben dem Theatereingang jedoch passieren Dinge, also nix wie hin und rein. Ekber „Eki“ Yavuz, der Wirt vom SCHÜTTER’s links des Theaters, steht nun unrasiert rechts auf einer Baustelle. Da er keine Zeit  zum Plauschen hat – klar! – linse ich an ihm vorbei und folge den Stimmen, die mich über eine Treppe nach unten führen. Dort finde ich gestandene Männer namens Usta Aytekin, Adman Kara und Erhan Copur – ich bin im Klo gelandet und kann mir grad nicht vorstellen, wie das bis Donnerstag aussehen soll, heute ist Samstag. Erhan ist ganz klar in dieser Sache…….

Um dies wahr zu machen, schlafen diese Jungs kaum noch, dafür werden sie liebevoll umhegt und gelobt – von Eki persönlich, der völlig erledigt ist:

Wie im Theater so gilt auch hier, dass die Menschen, die zusammen arbeiten, sich mögen, sich vertrauen, das gefällt mir, das like ich! Diese Unermüdlichen erschaffen das SCHÜTTER’s ZWEI. Was das ist und was es hier gibt, erzählt Ekber selbst. Inzwischen hat er immer noch keine Zeit, aber Gläser und Geschirr bestellt, das geliehene Auto zurückgebracht, weil Fahrzeuge immer zur Unzeit kaputt gehen, Katastrophen abgewendet, die eine Eröffnung zur Premiere unmöglich gemacht hätten und – hat seinen Rasierer gefunden…

Ekbers Sommernachtstraum, nur diese Handwerkertruppe ist weitaus begabter…..
Kochen wird Patrizio, seit knapp 20 Jahren mit Eki befreundeter Vollprofi, die Küche ist ausschließlich spanisch im SCHÜTTER’sZWEI, passt gut, ich koche nämlich nicht.
Wir sehen uns endlich endlich! im Ernst-Deutsch-Theater zur neuen Spielzeit und in beiden SCHÜTTER’s.
Es lebe der Übermut, es lebe der Leichtsinn!
Stay tuned.
Eure Karime.

Anne Frank – das Tagebuch

Solange ich denken kann, ist es berühmt, das Tagebuch der Anne Frank. Nur ich hatte es noch nicht gelesen. Mit dem Strom schwimmen, Sonntag Nachmittag spazieren gehen, abends dann Tatort – nein, nicht meine Sache. In diese Schublade hatte ich die Aufzeichnungen des jüdischen Mädchens gesteckt, Abteilung: Hat ja jeder gelesen, also nicht interessant.
Bis jetzt.
Wäre da nicht die bevorstehende deutsche Erstaufführung des Stücks ANNE von Leon de Winter und Jessica Durlacher am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg.
Nun wollte ich es also wissen, wollte sehen, ob etwas dran ist am nun schon 70jährigen Mythos Anne Frank und auch was.
Und nun?
Vergib’ mir, du prachtvolles Mädchen. Ja, Abbitte auf der ganzen Linie. Ja, es ist wahr, du bist etwas Besonderes. Ich kenne dich, ich sehe dich, du hast Kitty, deinem Tagebuch, deiner Freundin aus Papier und damit auch mir, alles von dir gezeigt. Denn, wie du ja schreibst, kannst du im Schreiben alles ausdrücken, was dir in gesprochenen Worten oft schwerfällt. Und wie du das kannst! Schon nach wenigen Seiten muss ich dich gern haben, du freches, temperamentvolles Mädchen, heiter und mit Riesenklappe, die du nur schlecht halten kannst, wofür du immer wieder aufs Dach kriegst. Ich fange an, in meinem Umfeld darüber zu sprechen, wie begeistert ich von dir bin, sicher, dass ich der letzte Trottel bin, der dich nun endlich liest. Aber nein – und hier kommt die große Überraschung – die meisten sind so blöd wie ich. Alle kennen dein Schicksal, kaum einer kennt dich. Vielleicht liegt es an meinen Freunden, an der Generation, die dein Tagebuch unglücklicherweise auf dem Lehrplan hatten, den viele schon aus dem Prinzip Nicht-noch-ne-traurige-Judengeschichte heraus verweigern und weil’s doch schon so lang her ist.
Hier nun schwenke ich leidenschaftlich meine Fahne und sage HALT! Lest sie, bitte lest sie, sie ist so wunderbar, so erfrischend, ihr gedanklicher Freiheitsdrang, ihre Kraft so groß und herrlich und – witzig ist sie, dieses unbändige Mädchen, in Freiheit beliebt und bewundert, in der Enge des Verstecks nun kritisiert und auf sich allein gestellt, weil sie so anders ist. Angepasstheit – Fehlanzeige. Sie will sich behaupten, will Schriftstellerin, Journalistin werden, nach Paris gehen, sie hat Träume, die sie wahr machen will; dafür ruft sie sich ständig zur Ordnung um nicht einzuknicken in der Beschränktheit ihres Alltags im Versteck, dieses kleine Kraftwerk von Mensch. Ich lese langsam, damit die etwa 300 Seiten, übersetzt von der allerallerbesten Mirjam Pressler, nicht so schnell enden. Mirjam Pressler hat auch diese erweiterte Fassung mitgestaltet, ihr liebevoller Ton begleitet den freien Sprachfluss von Anne auf das Vollkommenste. Ganz von allein stellt sich im Lauf der Lektüre die Ungeheuerlichkeit ein, mit der diesem über alle Maßen zuversichtlichen Leben kaltblütige Vernichtung entgegengesetzt wird.
Anne. Mit 13 Jahren beginnst du, mit 15 enden deine Einträge aus bekannten Gründen, du wirst deportiert und stirbst ein gutes halbes Jahr später im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Was können wir tun, jetzt noch? Dich lesen, weil du uns an das Leben schlechthin erinnerst. Du warst ehrlich, ich will es auch sein – bleib, wie du bist, denn so bist du ganz wunderbar, ich liebe dich. Danke, du Frechdachs.

Fischer TB, 315 Seiten
ISBN 978 3 596 152773
Kauft in eurer Buchhandlung um die Ecke, meine in Hamburg ist der KiBuLa.
Anne_Frank_Buch

Spielpause – oder warten auf Anne…

Hallloooo? Wie jetzt, Theaterpause?
Spielen die nicht immer?

Nein, auch das EDT, Hamburgs größtes Privattheater, hat eine Sommerpause, wer hätte das gedacht. Plus Umbau des Foyers, plus Eröffnung des Schütters 2 gegenüber vom Schütters, plus – Moment!
Die Umbauerei wollt ich mir einmal genauer ansehen und habe mich mit Musiker und Schauspieler Daniel Schütter kurz über die Baustelle geschlichen:

Ihr habt gesehen, wir haben niemanden belästigt und waren ruck-zuck wieder weg, denn – in genau 19 Tagen kommt Anne.
Bis zur Eröffnungspremiere am 27. August muss alles in wundervollem Glanz erstrahlen, dann ist Schluss mit Schleifen, Hämmern, Sägen, Malen, Verlegen. Genau – weil sie kommt, Anne Frank.
Das Stück Anne von Leon de Winter und Jessica Durlacher in der deutschen Uraufführung beweist wieder einmal das zarte, dennoch kluge Händchen der Theaterleitung, das man deutlich oft in den letzten 20 Jahren bemerken kann. Vor nunmehr 70 Jahren endet das nicht einmal 16 Jahre währende, schriftstellerisch so begabte Leben eines lebensfrohen, jüdischen Mädchens, dessen Hinterlassenschaft hier im EDT nun die Bühne besteigt. Ich kann es kaum erwarten, habe auch schon längst meine Karte, denn es wird brechend voll werden am 27. um 19:30 Uhr am Friedrich-Schütter-Platz an der Mundsburg.
Daher verkürze ich die Wartezeit und lese nun – endlich! – „Das Tagebuch der Anne Frank“ in der Übersetzung der unvergleichlichen Mirjam Pressler, wie könnte es anders sein. Ich will es nun wissen, will auch die Transformation auf die Bretter frisch erleben, mich darauf einlassen. Wie das geht und warum das so wichtig ist, das Einlassen, dazu bald mehr, denn nun bin ich verabredet. Mit Anne.

Stay tuned….

Klassentreffen

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Ich scheue sie wie der Teufel das Weihwasser – Klassentreffen.
Schon das Wort bereitet mir Unbehagen, ich will diesen Begriff, dies negativ behaftete Unwort so schnell wie möglich vergessen, auf ewig aus meinem Vokabular streichen. Warum? Weil ich ein Weichei bin. Und so schwänze ich diese Ansammlung von Menschen, die in ihres Lebens Vorzeit oder noch vor Kurzem zwangsweise ihre Vormittage gemeinsam verbrachten. Haus, Auto, Boot, Frau und Nachwuchs werden vor staunenden Ehemaligen hingeblättert, während scheinbar weniger Gesegnete, die hier ihre zarte Hoffnung auf einen Rest Freundschaft setzen, auf der Veranstaltung den Todesstoß erleiden müssen und von so viel Erfolg geschlagen nur noch nach Hause schleichen können.
Ich habe das mit meiner ehemaligen Grundschulklasse erlebt, lang ist’s her. Einige Schüler hatten in scheinbar jedem Bereich des Lebens einen deutlich schlechteren Start als die verwöhnten Gören, zu denen auch ich zählte. Als ich aufs Gymnasium wechselte, verließ ich sie in der Hoffnung auf eine gnädige Welt, die für sie ein Wunder geschehen ließe und – vergaß sie, ganz bequem und arrogant.
Das böse Erwachen kam Jahre später auf einem – na, ihr wisst schon, Dingsda-Fest. Kein Wunder, sondern nur das Normale war passiert. Die gepamperten Tennis- und Hockeyclub-Schätzchen hatten sich durchgesetzt, der Rest war zum Heulen. Genau das habe ich dann zu Haus auch getan. Weichei, sag ich ja. Danach – nie wieder.
10 Jahre nach diesem denkwürdigen Ereignis überwand ich mich zu einer Ausnahme – Stufentreffen der Gymnasiasten. Es lief gut an, bis ich einem der damals coolsten und schlauesten Typen in die Arme lief. Ich erinnerte seine smarte, lange Matte, das verschmitzte Lächeln. Ich habe ihn sofort erkannt, äußerlich kaum verändert. Er lächelte mich an. Dann wollte ich nur noch weg.
Meine kühne Vorstellung von dem supercleveren Leben eines sexy Genies, das er zweifelfrei leben würde, brach zusammen wie ein lächerliches Kartenhaus. Kein Licht in seinen ehemals blitzenden Augen mehr, kein Mut, irgendwie festgeklebt wirkte er, aber froh mich zu sehen. Ich hoffe, er hat sie nicht bemerkt, meine grenzenlose Enttäuschung, zu der ich, wie ich heute weiß, absolut kein Recht hatte. All die netten Gespräche, freudvollen Wiedersehen – alles weg. Erschüttert zu Hause angekommen, schwor ich derartigen Zusammenkünften endgültig ab.
Und dabei wäre es geblieben.
Wenn Marion mich nicht dreimal im von mir oft besuchten Ernst-Deutsch-Theater erwischt, bearbeitet und mir das Versprechen abgerungen hätte zu kommen. 10 Jahre reifer war ich nun, hatte viel hinter mich gebracht, erledigt, gelöst. Plötzlich wusste ich, das ist jetzt dran. Auch war mir klar, was wirklich mein Problem war: andere hatten nicht meinen Erwartungen entsprochen und die Welt war einfach nicht so, wie ich sie haben wollte: gerecht.
Und? Vor Kurzem war ich auf einem – Klassentreffen.
Ich hatte wunderbare Gespräche, schau‘ mal einer an. Befreit von verkrampften Glücksprognosen für andere habe ich getanzt, getanzt mit Menschen, die ich schon lange kenne, die einen mehr, andere weniger. Ich konnte sehen, dass ich nicht darüber zu urteilen hatte, ob ein Leben gelungen ist oder nicht. So habe ich mich an meinen ehemaligen Klassenkameraden von Herzen erfreut und ihnen zugehört, die ganz anders großartig waren, als ich dachte. Die Häuser, Autos oder Boote waren allen egal, wir haben uns genossen, heute. So, wie wir waren, sind und sein werden, jeder auf seine Art, mit und ohne Pampers.
Und ich? Bin kein Weichei mehr (fast, glaube ich).
Die Welt? Ist noch immer nicht gerecht, aber wir können es sein.

Marion Elskis, ich danke dir.

 

 

Die Mutter aller Geigen.

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Schon peinlich, ich war noch nie auf einem Geigenkonzert. Wenn man sich als kulturell interessiert einstuft, was ich tue, braucht man da schon Mut zur Lücke, auch wenn sie üppig ist.

Nun war ich; und das ist noch nicht einmal auf meinem Mist gewachsen, auch eigentlich – ach, lassen wir das.

Vor zwei Wochen also rief mich meine wundervolle Freundin an, Konzert am 22.06.2015 in der Laeiszhalle, Anne-Sophie Mutter spielt, kommst du mit? Ja, die wollte ich doch schon immer mal live erleben.

Wenn ich meinen Allerwertesten hochgekriegt hätte, wäre das auch längst geschehen, an Gelegenheiten mangelte es nicht, schließlich konzertiert Frau Mutter seit einer gut 40-jährigen Ewigkeit mit ihrer Stradivari an der Weltspitze rund um den Globus. Schluss mit Selbstvorwürfen, statt dessen werfe ich mich in Schale.

Da sitze ich nun.  Weiterlesen

Willkommen auf meinem Blog!

Willkommen auf meinem Blog!

Wenn ich etwas berichtenswert finde, tue ich es hier. Warum? Nicht jeder ist bei Facebook, aber ins WorldWideWeb kann jeder.

Berichtenswert sind Dinge und Begebenheiten, die meiner bescheidenen Meinung nach das Leben ausmachen. Das sind mitunter kleine, alltägliche Dinge, die mir wichtig und groß scheinen. Oder umgekehrt. Ich glaube, dass viele die Welt manchmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten möchten, aber es einfach vergessen. Weil ja alles so schnell geht.

Ich sehe den Menschen gern, den Menschen an und für sich, mit all seinen Dummheiten, Unfähigkeiten und Begabungen. Ich sehe ihm gern dabei zu, wie er sich so anstellt in seinem Leben. Manchmal dämlich, wie ich, manchmal ganz wundervoll, daran arbeite ich. Das schreibe ich dann auf.

Das heißt noch lange nicht, dass ich jeden mag. Manche bemühen meine Toleranz nach Kräften, auch hier ist meinerseits noch deutlich Luft nach oben.

Manchmal empfehle ich ein Buch, Theater, einen Film. Ich berichte dann eher, warum etwas so herrlich ist und weniger, was drin vorkommt. Ich bin kein Kritiker, sondern eine Empfehlerin und Eindrucksvermittlerin. Gute Gefühle faszinieren mich. Wenn ich sie erlebe, kann jemand anders sie vielleicht auch haben, oder?

Manches ist hori, anderes achzi. Was DAS ist, erkläre ich beizeiten.

Kurz und gut: Ich schreibe aus purer Freude, die ich mit Euch teilen möchte.

Wenn ihr euch eintragt, verpasst ihr nix.

Also: Stay tuned…. Eure Karime