Das Wichtigste zuerst:
Wer jemals ins Theater gehen wollte, sollte es JETZT tun, bis kommenden Sonntag, in die Hamburger Kammerspiele in der Hartungstraße. Danach müsst Ihr sie jagen, forschen, wo sie es spielen:
Imogen Kogge, Ulli Maier und Markus Boysen in „Ritter, Dene, Voss“ von Thomas Bernhard.
Aber WAS bitte ist das – „Ritter, Dene, Voss“?
Keinen blassen Schimmer, oder? Macht nichts, ich sag’s Euch.
Und dann jagt sie.
Ich mach’s kurz: Thomas Bernhard (1931-1989) ist einer der ganz großen zeitgenösischen Autoren, das Theater ist undenkbar ohne ihn. Dieser Visionär hat nun Mitte der 80er Jahre eine Liebeserklärung von einem Stück geschrieben. Und damit die Aufführung auch seinen Vorstellungen entsprach, hat er die Besetzung gleich in den Titel geschrieben:
Bitte mit Ilse Ritter,
auf jeden Fall Kirsten Dene und
gefälligst nur Gert Voss, kurz:
Ritter, Dene, Voss.
Worum geht’s? Geschwisterliebe – zu dritt. Keine Sekunde langweilig, aber bitte weiteratmen. Ich will es garnicht beschreiben, das muss man einfach sehen.
1986 in Salzburg uraufgeführt, spielte das sich Trio Infernal über fast 30 Jahre mit diesem ihnen gewidmeten Stück in die Tiefen des Wiener Burgtheater-Herzens, bis 2014, als Gert Voss verstarb. Nun zu vorgestern Abend in den Kammerspielen.
Markus Boysen, dieser eingeborene, über Jahrzehnte geniale Mime, hat sich getraut und „Ritter, Dene, Voss“ zu neuem Leben erweckt. Klug gewählt hat er seine beiden Bühnenschwestern Imogen Kogge und Ulli Maier, die im Dreieck spielen, bis man die Knochen sieht und ob dies ein Drama oder komisch ist, weiß ich nicht. Der Zuschauerraum ist prall gefüllt mit ihren Emotionen, die einen geradezu physisch treffen und man will sie nicht aus den Augen lassen, keinen von ihnen, so fein und echt ist alles. Ich hätte sehr gern das erste Deutschland-Spiel gesehen, wirklich, hab‘ ich aber nicht. Ich musste mich entscheiden und habe es getan. Für „Ritter, Dene, Voss“, für ein Stück, das wohl keiner kennt, der das Theater nicht gewöhnt ist, keine Kinostars, wenn der Vorhang sich hebt, sondern Giganten – des Theaters. Mehr geht nicht, und man kann es leicht versauen. Haben sie aber nicht. Der Regisseur Jasper Brandis und die Ausstattung von Sabine Kohlstedt lassen Maier, Kogge und Boysen Raum zum Atmen und den nutzen sie, das tun sie. Sie spielen nicht, sie sind.
Die Nationalelf kam auch ohne mich zurecht und ich – hätte nicht glücklicher sein können an diesem Abend, ich wurde geradezu genährt. Dass diese drei am Ende frenetisch gefeiert werden, scheint mir normal.
Seit 22. Mai bis kommenden Sonntag, den 19. Juni spielen sie dies Kammerstück noch. Keine Ahnung, wo sie es wieder tun werden!
Wenn ich’s weiß, sag‘ ich Bescheid. Folgt mir, dann wisst Ihr’s auch.
Macht Euch glücklich.
Stay tuned,
Eure Karime