It’s been a while….aber das kommt wann anders, denn jetzt liegt mir was im Magen.
Selten ärgere ich mich so sehr, aber das geht zu weit und muss nun doch raus:
Tatort: Ernst-Deutsch-Theater, Hamburg
Tatzeit: 21.01.2016 zwischen 19:30 und 21:30 Uhr
Opfer: Premiere „Die Opferung des Gorge Mastromas“ von Dennis Kelly
Dringend tatverdächtig: Redakteur/in der renommierten Tageszeitung „Die Welt“ namens „MN“ mit einer sogenannten Kritik, erschienen am 23.01.2016.
Tathergang (soweit mir bekannt): Auch ich saß an diesem 21. Januar im gewohnt vollbesetzten Haus am Friedrich-Schütter-Platz. Ganz gegen meine Gewohnheit begab ich mich diesmal ohne blassen Schimmer über irgendetwas in mein liebstes Parallel-Universum – ins Theater. Keine Ahnung von Autor und Stück – manchmal ganz wunderbar – lasse ich mich in die erste Reihe fallen. Vorhang auf und los.
Im brutal kühlen Licht von Rolf Spahn breitet Regisseur Peter Lotschak mit smartem Ensemble schlank die Geschichte von Gorge Mastromas vor mir aus, der, satt von braver Mittelmäßigkeit, immer wieder eine Entscheidung trifft, die ihn zügig nach oben, aber auch immer weiter von sich selbst wegtreibt. Die Dialoge sind rasant wie der von Gorge erstrebte Aufstieg, straff zieht etwas weiter, was sich irgendwann verselbstständigt und nicht mehr steuern lässt. Kein Emotionstheater, sondern konsequent in seiner Unaufhaltsamkeit. Am Ende bleibe ich betroffen zurück, habe aber Raum genug für meine eigenen Gedanken hierzu, ich fühle mich nicht indoktriniert, was leicht passiert bei einem Stück über schleichende Entmenschlichung durch Private Equity im Neoliberalismus, wenn der Regisseur nicht aufpasst. Was er hier definitiv getan hat. Und so hat das Ensemble nicht draufgehauen, sondern sich auf die Sprache, das Stück und – aufeinander verlassen. Ein Stück, das atmet und mich braucht als fühlenden Menschen, ohne Frage unkonventionell mit nur marginalen Schwächen, modern im besten Sinn.
So.
Und nun kommt MN mit diesem Artikel in „Die Welt“.
Ich würde es ja gern Verriss nennen, so etwas kommt vor, berechtigt mitunter, das belebt und beflügelt eine Diskussion, die hoffentlich genau in dieses Theater führt, aber leider – nichts zu machen, Frau N! Ich kenne Sie nicht, aber jeder einzelne Satz in Ihrem Artikel lässt mich glauben, dass Sie einfach, ja – keinen Bock hatten, deshalb natürlich nicht zugehört haben, schon lange satt sind und das Theater nur noch verbittert betrachten, wenn nicht gar abgrundtief hassen und völlig enge Denkkammern keinen Platz mehr haben für ein Heute. Für mich ein Fall von Job schlecht erledigt. Ja, auch das das kommt vor, man ist nicht immer gut, wie Sie sicher wissen und manches Mal auf einer Bühne erlebt haben. Nur frage ich mich, wofür diese Abschlachtung – ja, das trifft es am ehesten. Abschlachtung nach ausgiebiger Beleidigung und Demütigung aller Beteiligten. So heißt dies Stück des mehrfach preisgekrönten Engländers im Original passenderweise auch The Ritual Slaughter of Gorge Mastromas. Bei Ihnen freilich ohne Ritual, sondern nur blindlings. Und mit Verlaub wirklich schlecht, obwohl Sie reichlich fundiert erworbene Fachbegriffe zum Besten geben, die den Anschein erwecken sollen, Sie wüssten richtig gut Bescheid. Hier mitnichten.
Eine Theaterkritik? Ganz sicher nicht, Frau Monika Nellissen (jetzt weiß ich’s). Ich verzichte hier absichtlich auf Zitate, weil ich platte Gemeinheiten zu wiederholen mir schon lange abgewöhnt habe. Schlechtes sollte nicht weitergegeben werden, ist nicht gut fürs Karma. Kritisches dagegen schon und ich frage mich grad, ob ich Ihnen verzeihen soll, einem Theater so boshaft schädigen zu wollen und dafür noch entlohnt zu werden.
Ja. Ich denke schon, denn:
Jeder ist mal grottenschlecht, ich vergebe Ihnen, allerdings – hat das eine Chefredaktion wirklich gecheckt und für gut befunden oder wie läuft das so? Da muss ich mal fragen….
Schluss jetzt. Freunde! ab ins Theater! „Die Opferung des Gorge Mastromas“ läuft noch bis 21.02.2016. Dann sagt mal Bescheid…..aber ja, ich liebe Euch auch.
A bientôt (ich kann gar kein Französisch),
Eure Karime
Smartes Ensemble – von links: Wanda Perdelwitz, Christian Meyer, Julian Mehne (Gorge), Jörg Seyer, Markus Knüfken.